Abt. Interview: Hildegard Müller und die Demokratie

22.02.2014 18:36

"Guten Tag, Frau ... äh ...." - "Müller!" - "Ja, guten Tag dann, Frau ...." - "Hildegard! Müller, Hildegard!" - "Ja, Frau Hildegard Müller. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?" - "Dürfe´Sie, dürfe´Sie ..." - "Frau Müller, Sie haben gerade das Goldene Blatt gekauft. Was interessiert Sie am Goldenen Blatt?" - "Ha ja, wie´s der Kate Mittle-Tohn geht ..." - "Sie meinen Kate Middleton?" - "Ja, die Frau vom William halt, gell? In England, die ..." - " .... und was interes ...? ..." - "die hot doch en´ kleine Buabe kriegt. Des interessiert mich." - "Also was jetzt genau?" - "Ja, so halt ... die Diäte und es Horoschkop´senn au interessant." - "Aha." - "Im Goldenen Blatt steht des alles drin. Und es isch ned emol teuer. Bloß ein Euro zwanzig." - "Ja, dann ... Frau Hildegard ..." - "Müller! Hildegard Müller!" - " ... Frau Müller: Es sind ja nun bald Europawahlen. Wen favorisieren Sie denn?" - "fa-fa ... also ... wen ich wähle dät´, meine Sie? Wenn ich wähle´dät, dann dät´ich die Merkel wähle!" - "Können Sie mir ein paar Gründe dafür nennen, Frau ..." - "Müller! Hildegard Müller!" - "... Müller?" - "Jaaaa, weil ... mir geht´s gut mit der Merkel. Gucke Sie doch emol, was do alles gebaut worre isch. Mir habbe etz näwe de Lidl ach noch en Aldi und en Rewe und do vonn ums Eck isch der Edeka. Wie´s die Merkel noned gäwe hod, hod´s ach bloß den Lidl gäwe und sonst nix außer den Schröder. En Schröder und en Lidl. Do geht´s uns midder Merkel wirklisch besser." - "Aber Sie bekommen doch auch immer weniger für Ihr Geld, Frau .... " - "Müller! Hildegard Müller!" - "Ja doch, Frau ..." - "Müll .." - "JA! Müller. Also, Sie bekommen doch auch viel weniger für Ihr Geld?" - "Des kann i etz ned behaupte." - "Wie, Fraumüller, Sie können nicht behaupten, Sie bekämen heute weniger für Ihr Geld als früher?" - "Mei´ Mann isch vor´em halwe Jahr g´storbe und meine Enkel sind bei erem Amoklauf ums Läwe komme. Seitdem hann isch en Haufe Geld üwerig. Mehr wie beim Schröder." - "Sie haben also keinen Kaufkraftverlust zu verzeichnen?" - "Auf gar kein´ Fall! Gestern hab´isch mir erst en blaue Wohnungsverschönerer ´kauft! Den hätt´ich mir beim Schröder ned leischde könne!" - "Einen was? Einen Wohnungsverschönerer?" - "Ja, kenne Sie den ned? Der isch doch allerweil in der Werbung. Im Fernsehen sogar. Universal-Wohnungsverschönerer für alle Wohnungen, egal ob Mietwohnung oder Eigentumswohnung. Gibt´s in drei Farben. Kennen Sie den ned? Ich hab´mir einen blauen gekauft. Beim Schröder hätt´s ned emol für einen grünen gereicht." - "Und deswegen, Frau ..." - "Müller!" - "... - Herrgott! -, Müller, würden Sie Frau Merkel wählen?" - "Genau. Und weil´s au e schöne Frisur hat, die wo zu ihrem Typ passt. Schön anständig halt." - "Aha ..." - " ... weil des isch ja au des Schöne an der Demokratie, daß mer die Leut´wähle kann, die wo eim g´falle. Mir g´fällt die Merkel am beschte. Und außerdem isch eine Frau. Und daß Fraue besser sind für die Gerechtigkeit und des alles, des isch ja au scho lang bewiese." - "Ja, Frau ..." - "Müller! Hildegard Müller!" - "Frau HILDEGARD MÜLLER! Dann bedanke ich mich herzlich für dieses Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude mit dem Goldenen Blatt und den Segnungen der Demokratie bei gleichzeitig steigender Kaufkraft." - "Bitte, bitte ... keine Ursache ..."