Abt. Leuchten & Lampen: Lampedusa

Ist es nicht wundervoll auf dieser Welt? Doch, es ist. Schon Louis Armstrong wußte das und sang "What A Wonderful World". Es wurde ein Hit.

Es gibt alles: Tausend verschiedene Nachrichtenkanäle, tausend verschiedene Autohersteller und tausend verschiedene Sorten von Gummibärchen. Und tausend verschiedene Katastrophen gibt es auch. Wir haben die Wahl. Worüber wollen wir uns am liebsten empören? Welche Betroffenheit paßt am besten zu unserem Typ? Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Greifen wir zu! Wenn die Verfolgung der Christen in Syrien und Ägypten nichts für unseren Geschmack ist, weil wir es mit den Religionen nicht so haben, aber dafür tierlieb sind: Wie wäre es mit ein bißchen wohlfeiler Empörung über die Tötung von Straßenhunden in Rumänien? Wir mögen Hunde nicht, aber eine strahlungsfreie Welt sehr? Kein Problem! Empören wir uns eben über Fukushima. Japan ist zu weit weg für eine zünftige Empörung? Na dann: Nehmen wir eben Lampedusa und die ertrunkenen Flüchtlinge. Das sind nicht mal 2000 Kilometer.

Wir sollten nur darauf achten, daß wir uns keine unanständige Empörung andrehen lassen. Gemeuchelte weiße Farmer in Südafrika taugen nicht für eine Empörung, die uns viel Schulterklopfen einbringt. Gemeuchelte weiße Farmer sind out. Megaout.
Mit einer Empörungswahlentscheidung für muslimische Mordbanden müssen wir uns auch zurückhalten. Das ist nämlich ebenfalls keine wünschenswerte Empörung. Vielmehr können wir uns statt Schulterklopfen eine Krankheitsdiagnose einhandeln: Islamophobie. Das ist nichts für uns, weil: Das Vergnügen an der Empörung über unsere Krankheit läge ganz bei den Diagnostikern und nicht bei uns. Sei es wie es sei: Ich glaube, daß für den Moment, also am 05.10.2013 gegen 20 Uhr, Lampedusa eine ganz angesagte Empörung ist. Greifen wir unverzagt zu! Gilt ja nur bis morgen! Am 06.10. gibt´s wieder eine neue Katastrophe, ganz bestimmt. Und dann haben wir doch wieder eine neue Wahl! Nur Mut!