Abt. Netzsport: Mann & Bewegung

06.06.2013 08:13

Am 22. sowie am 25.Mai gab es bei SWR2 und SR2 ein radio-feature von Ralf Homann mit dem schönen Titel "Maskuline Muskelspiele". Die Sendung hat in der deutschen Männerrechtsbewegung - oder besser - dort, wo man sich für eine solche Bewegung hält, für viel Wirbel gesorgt.
Angekündigt wurde die Sendung folgendermassen: "Sie nennen sich Maskulisten und gehören der Männerrechtsbewegung an: Auch Anders Breivik war Teil einer antifeministischen Bloggerszene. Inzwischen sind Maskulisten auch in Deutschland aktiv und gewinnen an Einfluss. Gefährden die virtuellen Attacken der Maskulisten die demokratische Sicherheit in Deutschland?"
Es ist eine urkomische, typisch deutsche Diskussion, die sich da momentan entspinnt. Man muß sich aber nicht wundern: Die Sendung selbst war ja auch urkomisch und typisch deutsch --> https://web.ard.de/radio/radiofeature/#awp::?page_id=2860

Gibt es eine Männerrechtsbewegung?
 
Ein klares Jain. Einerseits gibt es insofern eine, als daß sich alle die verschiedenen Initiativen, Vereine, Webseiten und Internetforen, die sich mit der Geschlechterthematik beschäftigen (die feministischen natürlich ausgeschlossen) in der Beurteilung der desaströsen Folgen, die der mediale und institutionalisierte Feminismus für die Gesellschaft hat, ziemlich einig sind. Hier wären die Punkte Familienzerstörung, Benachteiligungen von Männern im Unterhalts- und Sorgerecht, Falschbeschuldigung, weibliches Opferabo, Opferbonus und mindestens ein Dutzend Punkte mehr zu nennen.

Kleiner Einschub, ehe ich zum Andererseits komme: Ein Punkt würde eigentlich schon reichen, nämlich der Unterschied in der statistischen Lebenserwartung von Mann und Frau. Im Jahr 1920 betrug er ein Jahr, auch damals zugunsten der Frau. Heute: Satte sechs Jahre. Wer aber ist benachteiligt? - Logisch: Die Frau. Sie muß im Alter als einsame Witwe auf Kreuzfahrt gehen. Biologische Gründe hat das nicht, wie die sog. Klosterstudie nahelegt. In bayerischen Klöstern werden Mönch und Nonne in etwa gleich alt. Genauer: Mönch und Nonne werden gleichermaßen steinalt.

Andererseits gibt es aber keine einheitliche Männerrechtsbewegung hinsichtlich der Frage, wie das feministische Problem angegangen werden soll. Ganz im Gegenteil: In der Frage herrscht regelrecht Krieg zwischen den Feminismuskritikern.

Die Kriegsparteien

Die eine Seite bezeichnet sich selbst als links oder linksliberal und übersieht dabei mit voller Absicht, wo der Feminismus in seiner heutigen Ausprägung seine Wurzeln hat und was er erklärtermassen bezwecken soll. Bei Herbert Marcuse könnten sie es in aller Deutlichkeit nachlesen. Sie sind keine Gegner der staatlichen Einmischung ins Private, denn sie selbst frönen der Devise "Das Private ist politisch". Der Staat solle sich halt bitteschön ein bißchen gerechter einmischen. Die Medien mögen doch bitteschön etwas fairer berichten und die Gerichte ein bißchen geschlechtergerechter urteilen. Weil Linke in aller Regel Relativisten sind, fällt den linken Männerrechtlern natürlich nicht auf, daß sich Gerechtigkeit nicht abstufen läßt und Fairness ein absoluter Begriff ist. Prinzipiell ist der linke Männerrechtler durchaus der Meinung, Gesellschaft lasse sich designen, weil sowieso alles Soziologie ist und Biologie so biologistisch, daß sie jeder Gleichheit der Geschlechter bloß im Weg rumsteht. Also? - Weg mit dem biologistischen Krempel! Der Unterschied zwischen linken Männerrechtlern und ihren feministischen Schwestern im Geiste des Mainstreams liegt also genau mittig zwischen ihren beiden großen Zehen - und sonst nirgends.

Es gibt aber Ausnahmen: Ein paar wenige linke Männerrechtler haben bemerkt, daß ihnen die Feministen diskursiv auf der Nase herumtanzen, indem sie argumentativ ständig zwischen Biologie und Soziologie hin- und herspringen, ganz, wie es ihnen gerade zum Vorteil gereicht. Der virtuose, abwechselnde Gebrauch von gleichheitsfeministischen und differenzfeministischen Argumenten stellt linke Männerrechtler vor große Probleme. Und den Gesetzgeber vor noch größere, ohne daß ihm das überhaupt auffällt.
Beispiel: Warum gab es keine Wehrpflicht für Frauen? Warum keine Frauenquote für den Steinbruch? - Weil Frauen anders sind! Warum soll es eine Quote für Aufsichtsratsposten geben? Weil Frauen den Männern gleich sind! An sowas knabbert ein linker Männerrechtler richtig schwer. Daß die Menschheit für den weitaus größten Teil ihrer Geschichte gänzlich ohne Feministen und Männerrechtler ausgekommen ist, daran mag er gar nicht denken. Das wäre der fatale erste Schritt in die Arbeitslosigkeit.

Linke Männerrechtler leben nämlich recht häufig von ihrer Arbeit als Publizisten, sind mächtig stolz auf sich und legen Wert darauf, namentlich bekannt zu sein, auf daß sie ihre roten Lorbeeren auch herzeigen können. Arne Hoffmann ist z.B. so einer. Mit seinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen" ist er zunächst als Autor und Männerrechtler bei der interessierten Gemeinde bekannt geworden. "Sind Frauen bessere Menschen" erschien 2001 und ist, was den sagenhaften Faktenreichtum und das Quellenverzeichnis angeht, eine Fleißarbeit allererster Güte. Schwamm drüber, daß Hoffmann zwischenzeitlich auch andere Bücher geschrieben hat, die weniger epochal wurden. "Onanieren für Profis" war eines davon. Richtig gut war "Warum Hohmann geht und Friedman bleibt - Antisemitismusdebatten in Deutschland". Das war sogar so gut, daß Hoffmann auch zwei bis dreimal in der JF schrieb. Damit war dann aber das Maß voll. Das mediale Establishment signalisierte ihm: Freundchen, rudere zurück oder wir stellen dich kalt. Und weil er´s lieber warm hat als aufstrebender und freischaffender Publizist, wurde er ganz schnell wieder linksliberal. Klar: Hoffmann lebt nicht von den hingeschmissenen Brocken der Diskursverweigerung, sondern vom geschriebenen Wort. Aber es gibt noch andere Autoren, allesamt mehr oder weniger bekannt: Amendt, Hollstein, Gruner, Bönt und Mattusek, um nur fünf zu nennen. Allen gemeinsam ist, daß sie es sich leisten können, namentlich für das einzustehen, was sie schreiben, weil sie keine Sanktionen zu befürchten haben. Sie sind Teilnehmer eines linken Diskurses und halten sich an dessen Regeln, Sprachregelungen und Tabus.

Die andere Seite

Hier wird es mit Namen schwierig. Die andere Seite hat ein Zentralorgan namens wgvdl.com. Wgvdl steht für "Wieviel Gleichberechtigung verträgt das Land?" und ist ein Internetforum, das es seit 2001 gibt. Ursprünglich pflegte man auch in diesem Forum die Regeln des linken Diskurses, aber seit etwa 2006, nach einem Wechsel der Forenbetreiber, wehte zunehmend ein anderer Wind. Die Sprachregelungen der Political Correctness gelten bei wgvdl.com nicht mehr, die Netiquette wird auch nicht mehr unbedingt hochgehalten und die Geschlechterdebatte als solche wird auch - anders als bei den Linken - reflektiert. Das Niveau der Beiträge reicht von unterirdisch bis brillant und kein Mensch dort stößt sich daran. Diejenigen, die sich daran gestoßen haben, sind gegangen.

Dann geschah das "Wunder von wgvdl": Die Zugriffszahlen explodierten. Man kann mit Fug und Recht behaupten, daß es dieses Forum geschafft hat, die Geschlechterdebatte aus einem linkselitären Diskutantenkreis heraus ins Volk zu befördern. Und Volk schreibt und liest dort, so, wie Volk eben schreibt und liest. Orthographie und Grammatik sind bisweilen herzerfrischend! Hin und wieder kann man auch die Aufforderung lesen, in Hanfaktien zu investieren, weil man Hanfseile eines Tages brauchen wird. Andere schreiben, daß dieses ganze femokratische Linkensystem auf den Schuttplatz der Geschichte befördert gehört und wählen allerlei drastische Formulierungen. Momentan liegen die Zugriffszahlen bei wgvdl.com im exorbitanten Bereich. Nicht nur das: Das Forum ist eng verbunden mit der IGAF, einer schweizerischen Gruppe von Antifeministen, die sowohl in der Schweiz selbst, als auch bis nach Rußland und Thailand Beachtung gefunden hat. Es gab Fernsehreportagen über Rene Kuhn, den Gründer der IGAF (Interessengemeinschaft Antifeminismus) und Autor des Buches "Zurück zur Frau". Kuhn war Vorsitzender der SVP in Luzern bis zu dem Tag, an dem er öffentlich vorbrachte, Schweizer Feministinnen sähen allzu oft aus wie zerlumpte Vogelscheuchen. Danach war dann ein anderer Vorsitzender der Luzerner SVP und Kuhn war nur noch Kuhn.

Noch ein bekannter Autor hat ebenfalls sein Herz für wgvdl.com entdeckt: Bernhard Lassahn, der Erfinder von "Käpt´n Blaubär". Er postet dort und stellt bisweilen Essays von sich ein. In der Szene nennt man wgvdl.com "die Gelben" wegen des abgrundtief häßlichen Templates der Forumssoftware. Gelb ist inzwischen Identifikation, sozusagen die Borussia der Geschlechterdebatte.

Das Problem: Keine Kluft ist bekanntlich größer, als die Kluft zwischen der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung. Weil das so ist, posten die meisten Nutzer bei wgvdl.com anonym. Man befürchtet Nachteile für das reale Leben. Bei wgvdl.com lebt niemand von seinen Meinungsäußerungen. Aber fast alle bezeichnen sich als Maskulisten, Antifeministen oder Männerrechtler. Besser noch: Sie begreifen sich als Aktivisten, obwohl sie nichts anders tun, als anonym Volkes Meinung kund zu tun. Volkes Meinung wiederum läßt sich vom linken Diskursestablishment ganz leicht wahlweise als entweder homophob, xenophob, islamophob oder frauenfeindlich diffamieren. Oder als "rechts"- (bitte wählen: -radikal, - extremistisch, - lastig)
Und genau das ist in dem oben verlinkten radio-feature passiert. Hauptsächlich das Volksforum wgvdl.com wurde als Beleg für den "Rechtsextremismus" der gesamten Männerbewegung hergenommen. Ein Internetforum von und für anonyme User!

Der Krieg

Nach der Sendung ging das Geschrei bei den linken Männerrechtlern los. "Wgvdl reißt mit dem Arsch in zehn Minuten ein, was wir in zehn Jahren aufgebaut haben!", zeterte sinngemäß der oben erwähnte Arne Hoffmann und seine ergebenen Lesermailschreiber.
Die Wahrheit ist natürlich ganz anders. Seit mehr als zehn Jahren haben die linken Männerrechtler nichts anderes erreicht, als sich in immer neuen Distanzierungsritualen von den "Rechten" die eigene Wohlanständigkeit zu attestieren, mit welchselbiger sie ihr Recht auf Gehör und Berücksichtigung bei der diskursbeherrschenden, feministisch orientierten Meinungselite einzufordern gedachten. Muß ich es noch erwähnen? Sie sind erfolglos geblieben! Arne Hoffmann ist in seiner Eigenschaft als Betreiber des "Zentralorgans der linken Fraktion der Männerrechtsbewegung" vor der Sendung zwei Stunden lang von Homann interviewt worden. Zwei Stunden lang versuchte Homann, aus Hoffmann irgendwas Rechtsradikales rauszukitzeln. Er bleib erfolglos. In der Sendung kam Hoffmann dann auch nur mit einem einzigen, kurzen Sätzchen zu Wort.

Wer kam zu Wort? Thomas Gesterkamp und Hinrich Rosenbrock mit ihrer Behauptung, die Männerrechtsbewegung sei "rechts", so weit das Auge reicht. Ausgerechnet Gesterkamp und Rosenbrock, die beide bereits Monate vorher schon versucht hatten, dem feministischen Mainstream "argumentativ den Arsch zu retten", in dem sie zwei Auftragsstudien anfertigten, die zwar nachweislich keinerlei wissenschaftlichen Standards genügten, aber denoch zu dem in der Sendung dann vielzitierten Ergebnis gekommen sind, daß nämlich - überspitzt ausgedrückt - die gesamte Männerrechtsbewegung aus zutiefst antidemokratischen Breivik-Fans besteht. Maskuline Muskelspiele eben. Die Auftraggeber der Studien waren übrigens die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung. Soll da der Bock nicht zum Gärtner gemacht worden sein? Apropos Bock ...

Die Linken in der sog. Männerrechtsbewegung geben in diesem grotesken Krieg ein Bild ab, wie Schafsböcke, die gegen den Stock anblöken, mit dem sie ins Schlachthaus getrieben werden, anstatt diejenigen auf die Hörner zu nehmen, die sie treiben. Das wären ihre eigenen, linken Gesinnungsgenossen, die gar nicht daran denken, auch nur einen Quadratzentimeter feministisch besetzten Terrains wieder herauszurücken. Aber noch nicht mal das wollen sie wahrhaben.

Wgvdl.com hat seinen unterstellten Rechtsextremismus übrigens überprüft. Das Ergebnis gibt es hier zu sehen --> https://www.wgvdl.com/forum3/index.php?id=17749 Ein Detail: Der Begriff "Breivik" kommt in 0,32% von über 17000 Beiträgen im aktuellen Forum vor.

Resumee

Die Männerrechtsbewegung, die es so einheitlich gar nicht gibt, ist eine unterhaltsame Geschichte der völligen Erfolglosigkeit. Die Linken dieser "Bewegung" erreichen mit ihrer Akzeptanz der Political Correctness, ihrer Vorliebe für den argumentativen Austausch und ihrem naiven Glauben an die Wirksamkeit demokratischer Spielregeln nichts. Der Staatsfeminismus läßt sie gegen die Wand laufen. Die sog. Rechten trauen sich nicht, sich zu outen und verharren in der Anonymität. Während alleine die Gegner der Homo-Ehe in Frankreich es schaffen, sich zu Hunderttausenden auf die Straßen zu begeben, erschöpft sich der Widerstand dieser sog. Männerrechtsbewegung gegen ein System, das sie nachweislich unterdrückt, im Abfassen anonymer Forenbeiträge. Gelegentlich sammeln sie sich, um den Kommentarbereich einer bestimmten Zeitung zu stürmen. Der wird dann in aller Regel mit einem Mausklick geschlossen. Dennoch begreifen sie sich als ein Wir, als eine Bewegung. Ich nenne sie die feldgrauen Kämpfer vom Orden der anonymen Ineffizienz. Nicht, weil ich nicht selbst einmal geglaubt hätte, anonym Forenbeiträge zu posten, sei zielführend, sondern deswegen, weil sie nach über zehn Jahren, wie die Linken in ihrer Bewegung auch, nicht zu akzeptieren bereit sind, daß sie praktisch nichts verändert haben und daß für den Erfolg ganz andere Saiten aufgezogen werden müssten. Mollath, Kachelmann und Arnold - das sind die anderen.

Eine Männerbewegung, die eine wäre, würde sich ohne jede weitere Diskussion gegen ihre Unterdrücker durchsetzen. Daß in der ARD ein radio-feature die poster anonymer Meinungen zu einer Gefahr für die "demokatische Sicherheit" hochstilisiert, ist an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten.