Abt. Schwallaffe: Torsten Heinrich - "Meine Pinnwand, deine Pinnwand"

27.05.2014 15:52

An einem verregneten Frühsommerabend macht meinereiner seinen Abendspaziergang gerne im Haus. Da hat er ein Dach über dem Kopf und wird nicht nass. So auch gestern. Ich bummelte an den verschiedenen Pinnwänden bei Facebook entlang und streckte meine Nase neugierig mal in diesen- , dann wieder in jenen Gesprächsfaden. Die Pinnwand von Torsten Heinrich fand schließlich mein gesteigertes Interesse. Vor seinem Austritt aus der Partei war Heinrich Bezirksvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) in Unterfranken - und als Bundesvorsitzender der Jungen Alternative (JA) ist er in gleich zwei hohen Positionen vertreten gewesen. 

Auf der Pinnwand des jungen Herrn Heinrich wurde über die Ukraine diskutiert. Bereits in den vergangenen Wochen rollten sich mir zuverlässig die Zehennägel auf, wenn ich Heinrichs Einlassungen zum Thema gelesen hatte. Noch vor wenigen Monaten hatte der junge Mann nämlich recht zustimmungsfähige Dinge von sich gegeben. Gestern nun wollte ich ausprobieren, ob meine Zehennägel bereits abgehärtet genug sind, um ungerührt und kerzengerade in ihrem Nagelbett zu verharren - und las auf der Pinnwand des Torsten Heinrich das Folgende:

Zitat Heinrich: "Ich hoffe doch sehr, dass die westlichen Staaten überall auf der Welt die Freiheit fördern und die Despotie zurückzudrängen versuchen! Es sollte nicht weniger Einmischung, sondern mehr geben!"

- Flapp! Schon war es wieder passiert. Meine Zehennägel hatten sich derartig heftig aufgerollt, dass ich sie bis heute morgen nicht wieder gerade bekommen habe. Jedenfalls konterte ich Heinrichs verbalen Nagelkiller umgehend.

Zitat Ich: "Wahnsinn. Mehr Realitätsverlust hat noch nie jemand in nur zwei Sätzen untergebracht."

Weil nun der Herr Heinrich ein überaus wohlerzogener junger Mann ist, bedankte er sich umgehend recht artig. Absolut vorbildlich!

Zitat Heinrich: "Danke. Ihre Meinung bedeutet mir sehr viel."

So viel Dankbarkeit rührte mich zwar, aber mir war es ja nicht darum gegangen, zu erfahren, was genau Herrn Heinrich wieviel bedeutet. Also erwiderte ich ...

Zitat Ich: "Es ist mir egal, was Ihnen irgendwas bedeutet. Mir geht es um das, was ist. Von Freiheit daher zu reden, die ("hoffentlich" - worauf begründet sich eine solche Hoffnung angesichts der Realität?) von westlichen Staaten gefördert wird, ist einfach nur noch" ... Mehr anzeigen

- weiter aus der Erinnerung: "... schwachsinnig."

Ich habe dann noch ein paar Merkmale der - *hüstel* - "westlichen Freiheit" gelistet: Gender-Mainstreaming, Staatsfeminismus, Denkverbote und PC-Sprachregelungen, Nannystaat, Nazikeule, Mediale Desinformation, Bevormundung, Zensur, konfiskatorische Steuersätze, Gleichheitswahn usw. - und habe darauf hingewiesen, dass zur "westlichen Freiheit" gerade in jüngster Zeit viel Zutreffendes geschrieben worden sei. Zum Beispiel von Thilo Sarrazin und von Akif Pirincci. Ob es denn diese "Freiheit" sei, die er meine, wenn er schreibt, dass er hoffe, die westlichen Staaten würden sie überall auf der Welt ... äh ... "fördern". Schließlich hätte das in keiner Weise zu früheren Einlassungen des jungen Herrn Heinrich gepasst. Besonders nicht zu solchen, die er als AfD- Vorsitzender in Unterfranken abgegeben hatte.

Jedenfalls zerfiel dem jungen Herrn Heinrich stante pede das Haargel zu Staub, welches ihm seine Mutti allmorgendlich in den Haarschopf zu schmieren pflegt, die Frisur klappte ihm bis über die Augen nach unten - und aus und vorbei war es mit "adrett und nett". Um den Blick wieder frei zu bekommen, schnaubte er pampig:

Zitat Heinrich: "Ihnen ist klar, dass ich Ihren Unsinn gar nicht lese? 
- (Anm.: Wie auch, wenn er staubige Haare vor den Augen hat?) - Ich habe Sie nur noch nicht blockiert, weil ich mich noch ein wenig über Sie lustig machen möchte und Sie das mitbekommen sollen" ... Mehr anzeigen

- aus der Erinnerung: Der gar nicht mehr nette und adrette Herr Heinrich fügte dann noch was von "Kasper" an. Und der Kasper meinte mich damit! Das konnte ich mir nicht bieten lassen. Jedenfalls sortierte ich den Herrn Heinrich umgehend in der richtigen Abt. ein und erwiderte:

Zitat ich: "Schwallaffe."

Das ging dann noch ein bisschen hin und her, er stänkerte, ich stänkerte zurück - und dann lieferte er den Beweis dafür, dass ihm seine Mutti tatsächlich jeden Morgen das Haargel auf den Kopf schmiert. Wie ein kleines, trotziges Kind stampfte er mit dem Fuß auf und bestand darauf, dass seine Pinnwand seine sei und dass ich dort nur schreiben dürfe, wenn er es mir erlaube. Das war ja nun wirklich die dienlichste Behauptung, die man zur Förderung von westlicher Freiheit überhaupt abgeben kann. Heinrich wollte nun also "meine Pinnwand, deine Pinnwand" spielen. Ich war aber nicht zum Spielen gekommen, sondern ich wollte wissen, von welcher "Freiheit" er daher salbaderte. 

Also forderte ich ihn auf, endlich zur Diskussion zurück zu kommen und mir zu erklären, wovon er überhaupt redet. Aber wie das oft so ist mit kleinen Kindern, die bei "Mensch-ärgere-dich-nicht" verlieren: Der junge Heinrich hatte keine Lust mehr, wischte mit seinem Ärmel trotzig die Spielfiguren vom Brett, setzte ein triumphierendes Lächeln auf und gab mir die volle Packung : "Ätsch, ich habe Dich blockiert, damit Du merkst, dass Du auf meinen Teppich gepinkelt hast. Da kannst Du jetzt mal drüber nachdenken." 

Wäre es doch bloß sein Teppich gewesen, auf den ich dann vor Lachen pinkelte! Gott sei Dank hatte ich noch frische Hosen im Schrank. Bemerkenswert ist das aber: Erst pinkelt er selbst einen Freiheitsbegriff auf seinen Teppich, von dem du annimmst, dass er Flecken macht, die nie wieder rausgehen - und pinkelst du in aller Unschuld - und weil´s eh schon wurscht ist - daneben, dann wird der Freiheitspinkler pampig. Das ist jedenfalls kein schöner Charakterzug von dem jungen Herrn Heinrich. Muttis Haargel hin oder her. Aber hallo!

Na, jedenfalls habe ich vorhin mal ein bisschen gegoogelt, was der jugendliche Adrettpolitiker bereits noch so alles von sich gegeben hat - und ich wurde fündig. Am 10.12.2013 erschien in der "Freien Welt" (sic!) ein Interview mit ihm. 

Zitat Heinrich: "Jugendlicher Idealismus führt dazu, dass man weniger bereit ist seine Einstellungen zu kompromittieren und zu weniger Kompromissen bereit ist."

Das habe ich gemerkt. Aber es ist dennoch interessant. Der jugendliche Idealist reflektiert hier über seinen jugendlichen Idealismus wie ein Alter, der recht gnädig über den jugendlichen Idealismus eines jüngeren Anderen reflektiert. Bei Torsten und Heinrich handelt es sich doch hoffentlich um ein- und dieselbe Person?

Zitat Heinrich: "( ... ) die AfD ein Stück weit vor sich hertreiben ( ... )"

Jetzt ist mir auch klar, warum Heinrich nicht mehr bei der AfD ist. Die wollen ja eine Alternative sein. Vermutlich auch eine zum ubiquitären Engholm-Sprech im Politikbetrieb. Engholm war m.W. der Erste, der Entfernungen, Gewichte, Moral und alles andere immer in der betroffenheitssprachlichen Einheit "Stück" zu benennen pflegte. "Von München nach Berlin ist es ungefähr 600 Stück weit." Solcherlei muttiaffines Gelaber machte mich schon immer "ein Stück weit betroffen". Ganz ehrlich.

Die "Freie Welt" kann allerdings auch selten dämliche Fragen stellen: "Es geht also vor allem um Zukunft und Sicherheit ( ... )?" - Nö, Freie Welt. In der Politik geht es immer darum, die Vergangenheit zu gestalten und Unsicherheit herzustellen. Geht´s noch?

Zitat Heinrich: " Darüber hinaus hat sich durch die Sozialdemokratisierung von Union und FDP ein großes Feld der Ideen geöffnet, die nun keinen mehr haben, der für sie eintritt. Hier müssen wir ansetzen, auch weil diese Interessen und Anliegen in einer Demokratie vertreten sein müssen."

Meine Fresse! Für den jungen Mann hat sich das große Feld der Ideen von geschlossen nach offen ... äh ... geöffnet!? Kein Wunder, dass ihm die Idee gekommen ist, die westlichen Staaten würden hoffentlich die Freiheit überall auf dem Weltenfeld fördern. Jetzt wird mir aber einiges klar. Interessen müssen vertreten sein? Potzdonner! Und die Anliegen auch gleich noch mit? - Jetzt schlägt´s aber dreizehn. Interessen und Anliegen? Zwei völlig verschiedene Dinge zur selben Zeit? Da bleibt wohl nur zu hoffen, dass der Herr Heinrich recht lange seinen Kopf aufbehält, damit ihm nicht Regen und Niederschlag gleichzeitig in den Hals hinein tropfen. Ein Stück weit hoffe ich das jedenfalls.

Um hier aber endlich mal zum Schluss zu kommen: Einen solchen, von Mutti gegelten Senkrechtstarter aus Unterfranken, nennt man in Mittelfranken einen Schwallaffen. Wessen Intelligenz von einem solchen Schwallaffen nicht beleidigt wird, der hat schlicht und einfach keine. Das Leben ist hart aber ungerecht.