Abt. Sprachsäuberung: Tausche Recht gegen Gesetz

13.04.2014 12:28

Wir haben ja schon viele Begriffe durch andere ersetzt (bekommen). Der Muselmann wurde zum Moslem, der Ausländer wurde zum Einheimischen mit Migrationshintergrund - und sämtliche Faulenzer, Drückeberger, Sozialschmarotzer wurden mit den sozial Benachteiligten in einen Topf geworfen, dieser Topf dann über dem restlichen Volk ausgekippt, so dass jetzt nur noch von Menschen die Rede ist. Darunter auch Frauen und Kinder. Nur, damit ich diesen sehr wesentlichen Unterschied nicht vergesse. 

Gerade eben ging der Tatort in der ARD zu Ende - und weil Sonntag ist, talkt Jauch, das ewig jugendliche, liebenswürdige Bübchen im Gasometer zu Berlin mit Studiogästen zum Fall Hoeneß. Für mich heißt das, dass der Fernsehabend vorüber ist. Fünf Minuten Jauch - und ich muß gehen, weil sonst der Fernseher zu Bruch geht. Heute ist mir allerdings noch etwas aufgefallen, bevor ich wutentbrannt das Weite suchte. Die ganze Runde dort redet dauernd von Recht, wenn sie tatsächlich Gesetz meint. Noch nicht mal die ehemalige Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin macht da eine Ausnahme. 

Richtig wäre, das auch sprachlich endlich einmal sauber zu trennen. Rechtsprechung wird Gesetzsprechung, Rechtsbeistand wird Gesetzesbeistand, Rechtsstaat wird Gesetzstaat und geltendes Recht wird zu geltendem Gesetz. Recht und Gesetz sind zwei völlig verschiedene Paar Stiefel. Ich bin mir sicher, dass sich die Mehrheit der Deutschen dessen nicht im Geringsten bewusst ist. Gesetz kann schreiendes Unrecht sein.

Wenn man hierzulande damit beginnen würde, auch sprachlich fein säuberlich zwischen Recht und Gesetz zu trennen, - vielleicht würde dann der letzten Schlafmütze endlich einmal aufgehen, dass sie nicht in einem Rechts- sondern eher in einem Unrechtsstaat lebt, in dem eben Unrecht Gesetz geworden ist. 

Das Gesetz hochzuhalten, ist nicht weniger als dämlich. Das Recht zu bewahren hingegen ist löblich. Wo Unrecht Gesetz geworden ist, wird Widerstand zur Pflicht. Wer Recht und Gesetz nicht mehr auseinanderhalten kann, der könnte so, wie er jetzt lebt, auch in jeder anderen Staatsform leben. 

Aber was rege ich mich auf? Eine halbe Stunde Autobahn genügt, um zu wissen, für wen die Talkshows gemacht werden.