Die böse Reichskanzlerin

27.06.2013 09:51

Vor zwei Wochen noch tobte eine Genderdebatte in den deutschen Medien, die sich an dem Beschluß der Uni Leipzig entzündet hatte, als Anredeform zukünftig nur noch das generische Femininum zu verwenden. "Herr Professorin ..." 

Weil ich ein Faible für schräge Gestalten habe - und weil die Präsidentin der Universität Leipzig, Beate Schücking, schon auf Fotos "irgendwie schräg rüberkommt", dachte ich mir: "Hey Alter, Uni Leipzig, das wär´was für dich. Vielleicht haben sie dort einen Job, der dir Spaß machen würde. Womöglich würdest du sogar die schräge Schücking kennenlernen, diese Traumfrau ..." Aber als was sollte ich mich dort bewerben? Mir war´s eigentlich egal. Hauptsache Leipzig. Also schickte ich ein Bewerbungsschreiben an Frauin Präsidentin Schücking ab, in dem ich ein bißchen mit meinen historischen Kenntnissen auf den Putz haute. Vielleicht hatten sie ja was für mich bei der Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften. Einen Hausmeisterinnenjob vielleicht, wo ich alte Philisophinnenbücher abstauben - oder die Fußbodenwienerinnen beaufsichtigen könnte. Ich schrieb also ...

"Sehr geehrte Frau Präsidentin Schücking!

mein Name ist Max Erdinger. Ich bin in der westlichen Besatzerinnenzone aufgewachsen und sozialisiert worden und habe schon immer ein schlechtes Gewissen gehabt, weil die schöne Stadt Leipzig und ihre Einwohnerinnen wegen der sowjetischen Besatzerinnen ihr Dasein bis 1989 hinter dem Eisernen Vorhang fristen mußten. Zeitlebens habe ich mich für die Reichskanzlerin Adolf Hitler geschämt, die mit ihren anderen Parteigenossinnen und den ganzen Generalinnen dafür gesorgt hat, daß es so weit kommen mußte. 

Seit mehr als zwanzig Jahren habe ich mein schlechtes Gewissen mit der Zahlung des Solidaritätsbeitrages nur mäßig beruhigen können und deshalb will ich nun tätige Hilfe beim Aufbau Ost leisten und den Herren Professorinnen bei der Uni Leipzig irgendwie nützlich zur Hand gehen. 

Bitte geben sie mir die Gelegenheit, vor der Fakultät für Geschichte einen meiner beliebten Vorträge zu halten, die sich immer mit der Frage auseinandersetzen, woran die Perfidie der nationalsozialistischen Reichskanzlerinnen-Ideologie ihren armen Volksgenossinnen gegenüber wissenschaftlich nachzuweisen ist. Immerhin hat die Reichskanzlerin Adolf Hitler ihre Soldatinnen zu herzlosen Mörderinnen degradiert und die anderen Volksgenossinnen zu Gebärmaschinen, die ihre technische Vollkommenheit mit einer Mutterkreuz-TÜV-Plakette unter Beweis zu stellen hatten. Das war schon gemein von der Reichskanzlerin Hitler, die sich auch noch als Führerin bezeichnet hat, obwohl sie nicht mal einen Führerinnenschein hatte. Ich bin sicher, daß Ihre Begeisterung über meinen Vortrag geeignet sein wird, mir wenigstens eine Hausmeisterinnenstelle bei der Fakultät für Geschichte zu sichern, wo ich alte Philsophinnenbücher abstauben kann.

Mit wohlwollender Grüßin

Max Erdinger"

Bis jetzt habe ich noch keine Antwort bekommen. Wahrscheinlich überlegt die Schücking noch, ob sie mir nicht doch eine Professorinnenstelle anbieten kann. Warte ich halt noch ein bißchen.